Satire: 80er-Teenager vs 2010er

In den 80ern (Haha, ich bin offensichtlich ziemlich alt), also in meiner Teenagerzeit, war dieses "social networking" schlicht und einfach das, was alle Teenager heutzutage nicht mehr kennen: es war dieses "Draußen", und zwar ohne Smartphone.

Da haben wir miteinander in der Schule gequatscht, haben uns getroffen und uns sogar dabei unterhalten und dabei auch angeschaut (Donnerwetter), statt noch eben schnell das mobile Kommunikationsbrett hervorzukramen und eine Sprachnachricht an jemanden zu schicken. Obacht, gemäß dem undokumentierten Teenagerkodex von 2017 hält man sein Smartphone während des Telefonats oder der zu sendenden Sprachnachricht wie einen Zwieback und hat den Lautsprecher aktiviert. Die Welt muss wissen was gerade Thema ist!

Okay, ich muss zugeben unsere Klamotten und Frisuren von damals waren nicht der Brüller, aber: wir hatten die bessere Musik!
Zurückblickend wäre so ein Smartphone, was außer ein paar Kleinigkeiten ja fast schon zu Allem taugt, als Speicher- und Abspielgerät in den 80ern prima gewesen. In unserem Alter haben wir uns mit Walkman, Bandsalat und Bleistift gefetzt.
Auch damals musste man sich nicht immer treffen oder beim Gespräch mit der Anwesenheit anderer fertig werden, es gab ja auch zu der Zeit Telefone, allerdings recht immobil mit Schnur in/aus derWand.
Doch auch so war da mehr Stimme, Unterhaltung, ja wirklich.
Bis auf wenige Sprachnachrichten kaspert man jetzt mit Text und Bild herum. Wie ich jetzt auch. Aber: das „davor“ kannte und kann ich sogar noch!
Und das dürft ihr mir ruhig glauben.
Eben weil ich aus „alter Zeit“ bin, bilde ich mir ein, dass ich es trotz „Fortschritt“ bis hierher retten konnte, was ich auch weiterhin beabsichtige und aufrecht erhalten möchte.
Aber diese Fähigkeit: liegt es nur am Fortschritt? Das kann eigentlich nicht sein, denn nach dem, was Teenager und Anfangszwanziger sich und anderen mittels moderner Elektronik um die Ohren texten, müsste gerade bei der Anwendung der Sprache in Schriftform (und dann auch gesprochenem Wort) eine Art beständiges Lernen stattfinden, auch wenn wir alle uns mittlerweilige einiger „elektronischer“ Dialekte und Abkürzungen befleißigen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. 
Habe ich den Gesetzeserlass irgendeiner Regierung verpasst, die eine Anwendung von Genitiv, Dativ und Akkusativ bis spätestens 2020 verbietet?
Früher haben wir das geübt bzw. üben müssen.

Dann fehlt der heutigen „Unterhaltung“ noch der Tonfall, mit Ausnahme der wenigen Telefonate und Sprachnachrichten, zu denen einige noch in der Lage sind sie zu verfassen und gar - o Schreck - jemandem zu senden.

Mit Schrecken habe ich die aktuelle Praxis des Lernens erfahren müssen; meine Große konnte schnell sprechen, das haben wir auch gefördert, so auch das Schreiben erster Worte. Dann kam die Grundschule...
Da darf man jetzt schreiben wie man hört/spricht?! Mir ploppten die Tränensäcke außen gegen die Wangenknochen, als ich die ersten Geschichten aus der Feder meiner Tochter las und bei meiner Absicht der Korrektur zu hören bekam: „Wir dürfen das.“
Ab zur Schule, kurzes Interview.
„Ja, in den Anfängen dürfen die Kinder nach Gehör schreiben, ohne Korrekturen. Das kommt dann später.“
Ich wollte mich im Anschluss daran spontan selbstentzünden...

Sie ist jetzt auf dem Gymnasium und jetzt geht es mit der Korrektur los.

Das ist ja wie regieren! Vier Jahre Narretei und Holladiputze, im fünften Jahr gibt es was vor die Mappe!
Was tut man da einem Kind an, wenn alles, was bis dato richtig gewesen sein soll, plötzlich falsch ist?
Genug mit dem Exkurs. Also wenn das schon vor Jahren so gehalten wurde, dann wundert mich das mit den Teenagern und Anfangszwanzigern gar nicht so sehr. Sie haben zu irgendeinem Zeitpunkt nicht mehr die Kapazität gehabt diesen Missstand auszumerzen, da hilft noch so viel Unterstützung und gut gemeinter Rat nicht mehr. Das schafft kein Kopf auf dem Rumpf des heutigen „Homo Techno“.
So wie die Anwendung der Sprache in die Brüche geht, so geht es eben auch auf dem Gebiet des Sozialverhaltens immer weiter abwärts. Nur mit wenigen Ausnahmen bin ich noch in der Lage, mit Menschengegen Ende ihrer Schulkarriere und auf dem Weg oder mitten im Lebensabschnitt der vorberuflichen Aktivität ein ordentliches Gespräch zu führen. Mit der Betonung auf „Gespräch“. Auge in Auge,alsosorichtig mit hören, sehen, Mimik und Gestik, wenn bei meinem Gegenüber nicht gerade die Hände in den Hosentaschen stecken, die Baseball-Cap nicht tief ins Gesicht gezogen ist oder nebenbei eine Nachricht über irgendeinen Messenger getippt wird.
Um einen Zustand der völligen Aufmerksamkeit abzuwarten, müsste man sie wohl bis auf die Toilette verfolgen, aber so weit will ich im wahrsten Sinne des Wortes nicht gehen.
Das ist jetzt noch nicht vollständig, aber ich belasse es jetzt lieber bei diesen paar Zeilen.
Vielleicht erwarte ich ja auch zuviel, anpassen werde ich mich jedoch nicht. Ich könnte, da gibt es aber auch eine plausible Erklärung für: Nur wer das Wort beherrscht, kann es sich auch wirklich nutzbar machen.
Ihr - und damit spreche ich die Mehrheit der Teenager und Anfangszwanziger an - bis auf wenige Ausnahmen wahrscheinlich nicht.